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Schützenfest 2019
27.06.2019 - 16:06

Wie entsteht eigentlich ein Schützenfest?


Anhand des gerade gelaufenen Schützenfestes wollen wir einfach mal erklären wie ein Schützenfest in Hardterbroich entsteht und was alles gemacht werden muss bis montags mit dem Klompenball alles wieder vorbei ist.

Juni 2018
Der Vorstand startet mit der Analyse des vergangenen Schützenfestes. Alle Abläufe, Bands, Kapellen und Dienstleister kommen auf den Prüfstand.

Juli 2018
Nun folgen die ersten Anfragen für das kommende Jahr. Es müssen Zeltbands ausgesucht und Angebote reingeholt werden. Die Straßenmusik wird angeschrieben und für das kommende Schützenfest angefragt. Konditionen werden verhandelt.
Ein neuer Zeltwirt muss her. Also werden alle in Frage kommenden Unternehmer angefragt, inwieweit Interesse besteht und Kapazitäten vorhanden sind.

August 2018
Angebote der einzelnen Zeltbands werden verglichen und ein neues Programm für das kommende Jahr zusammengestellt.
Erste Absagen der Straßenmusik erfordern weitere Anfragen. Für eine Blaskapelle folgen ca. 35 Anfragen, für ein Tambourcorps ca. 20.
Für den Zeltwirt gibt es noch niemanden mit freien Kapazitäten. Die Suche geht weiter.
Freigewordene Stellplätze auf der Kirmes werden bei den Schaustellern angefragt – kleine Plätze sind aber nicht besonders beliebt. Das Publikum wünscht halt höher, schneller, weiter. Sowas passt aber nicht zu einem kleinen Schützenfest.

September 2018
Zwischendurch wird der Vogelschuss organisiert. Schließlich müssen ja noch Majestäten für das kommende Jahr gefunden werden. In Zahlen bedeutet das 2-3 Wochen Organisation und drei Tage Arbeit für Aufbau – Veranstaltung – Abbau.
Die Verträge für die Zeltbands werden abgeschlossen. Über Geld redet man nicht, aber von nun an tragen die Vorstandsmitglieder ein hohes finanzielles Risiko mit sich herum.
Der erste Musikblock für die Straße bekommt die Verträge zugeschickt, Block zwei wird weiterhin gesucht.

Oktober 2018
Die Majestäten werden gekrönt. Messe und anschließende Krönungsfeier werden unter ähnlichem Aufwand wie der Vogelschuss organisiert und durchgeführt.
Weitere Gespräche mit Wirten und Schaustellern werden geführt. Für den Familientag wird eine Zirkustruppe verpflichtet und Kinderschminken bestellt. Auch ein Kinderkarussell wird gefunden und der Festplatz zusammengestellt.
Der geschäftsführende Vorstand muss nun auch Ortstermine mit Dienstleistern wahrnehmen und ist somit oft abends noch unterwegs.

November 2018
Eigentlich startet ja nun die Karnevalssession, aber Schützen machen keine Winterpause und die Vorbereitungen laufen weiter. Die gesamten Abläufe werden überarbeitet und auch Veränderungen werden beschlossen.
Eine weitere Blaskapelle kann gefunden werden. Verträge werden nun abgeschlossen und das finanzielle Risiko steigt weiter.
Auch die Verhandlungen mit dem Zeltwirt sind erfolgreich. Ein neues Team kann verpflichtet werden.

Dezember 2018
Privat geht es in die heiße Phase vor Weihnachten, aber die Vorbereitungen fürs Schützenfest laufen weiter. Das Festheft muss erstellt werden. Anzeigen werden reingeholt, Texte erstellt, Ideen gesammelt.
Und „ganz nebenbei“ wird noch das Tannenbaumfest organisiert und durchgeführt.

Januar 2019
Das mit dem Festheft geht nun munter weiter. Parallel werden die Plakate entworfen, Eintrittskarten, Sammelflyer und Hofstaatsfotos erstellt. Gespräche mit dem Drucker müssen geführt und die benötigten Mengen bestellt werden.
Es fehlt immer noch ein Tambourcorps. Weitere 20 Anfragen werden verschickt.

Februar 2019
Der Ablaufplan steht, das Festheft ist in der Mache, die meisten Dienstleister sind verpflichtet. Nun ist es an der Zeit Genehmigungen zu beantragen, Wasser und Strom für den Festplatz zu bestellen.
Einladungen an alle Ortsvereine, Politik und Wirtschaft werden erstellt. Informationen an Kindergärten, Schulen, Seniorenheime und weitere Einrichtungen in Hardterbroich werden verschickt.

März 2019
Das Festheft nimmt immer noch sehr viel Zeit in Anspruch. Anzeigengeber müssen teilweise noch überzeugt werden, andere lassen sich leider mit ihren Vorlagen sehr viel Zeit.
Jahreshauptversammlung. Die Mitglieder werden über das vergangene Geschäftsjahr informiert und auf den neuesten Stand der Dinge gebracht. Haussammlungsbezirke werden verteilt, Plakate vorgestellt und der Vorverkauf für die Partynacht kann beginnen.
Flyer, Karten und Plakate werden erstellt und müssen verteilt bzw. verkauft werden.

April 2019
Endlich. Das zweite Tambourcorps wird gefunden und verpflichtet. Vertragliche Bindungen bedeuten weiteres persönliches finanzielles Risiko.
Ein Schausteller sagt ab. Sein Karussell wurde beschädigt und muss nun aufwendig restauriert werden. Also geht die Suche weiter. Langsam aber sicher schwinden auch die Hoffnungen auf ein Karussell für größere Kinder. Schade, sowas hätten wir gerne angeboten.
Das Festheft geht in die Endphase, aber immer noch lassen wichtige Dinge dafür auf sich warten. Die Zeit wird knapp.

Mai 2019
Jetzt gehen die Einladungen raus. Hoffentlich ist die Resonanz groß und der Besuch unseres Schützenfestes entsprechend groß.
Das Festheft geht in den Druck und will dann auch noch in den Geschäften verteilt werden.
Die Haussammler sind unterwegs und versuchen ein wenig Geld aufzutreiben, um die Kostenbelastung für Musik und Straßenschmuck abzumildern. Kein einfacher Job, denn so freundlich wie sie fragen wird ihnen nicht immer geantwortet. Vielleicht mal als Anmerkung: Wir finanzieren damit nicht unser Hobby, sondern das womit wir versuchen Ihnen als Anwohner eine Freude zu machen. Wenn Sie das nicht unterstützen wollen ist das ihr gutes Recht, aber dann reicht auch einfach ein freundliches „Nein Danke“. Übrigens: so ein Meter Fähnchen Girlande kostet 1,60 Euro; im Schnitt ist eine Girlande 10m lang und auf einer Straße hängt so alle 50 m eine Bahn, die man 3-4 Jahre nutzen kann, bevor sie ersetzt werden muss. Für das was die Straßenmusik kostet könnte man sich in zwei Jahren einen Kleinwagen finanzieren.
Der Vorverkauf für die Partynacht läuft. Unser Gedanke war es immer, mit diesem Abend den freien Eintritt an den anderen Tagen zu finanzieren, leider funktioniert das heutzutage nicht mehr so. Aber damit wir trotzdem Allen den Besuch unseres Festes ermöglichen können, tragen wir halt die Kosten.

Juni 2019
Drei Tage werden die Fähnchen aufgehangen. Eine mühselige Arbeit mit schweren Leitern in luftigen Höhen. Aber unser Ort soll geschmückt werden für die kommenden Tage. Ein netter Grillabend mit kühlem Getränk entlohnt aber alle fleißigen Helfer.
Wer aber denkt, damit sind diese Arbeit abgeschlossen, der irrt. Allzu oft sorgen Regen, Wind oder LKW dafür, dass man nochmal mit der Leiter durch den Ort muss, um Fähnchen zu ersetzen oder wieder aufzuhängen.
Nun muss der Platz vorbereitet werden. Heckenschnitt, Rasenkanten schneiden und Bordsteine säubern. Dreck und Hundekot von der Wiese entfernen, den Spielplatz aufräumen. Bänke entfernen und Halteverbotszonen einrichten.
Dann kommt der Zeltbauer und stellt das Festzelt auf. Dieses wird dann aufwendig geschmückt, Infoplakate aufgehangen, Wasser und Stromanschlüsse verlegt. Dann müssen die Schausteller eingewiesen und aufgestellt werden. Kurz darauf ist Fronleichnam, das Fest kann nach 12 Monaten Vorbereitung beginnen.

Wer jetzt sagt 12 Monate Arbeit für 4 Tage Schützenfest? Stimmt das wirklich?
Es stimmt. Die unzähligen Stunden, die Vorstand und Mitglieder investieren, sind gar nicht genau zu beziffern. Festzuhalten aber ist, dass alle es ehrenamtlich tun, eine finanzielle Entlohnung gibt es nicht. Weder für den Vorstand noch für den einzelnen Schützen.


Für alle, die es in diesem Jahr nicht zum Schützenfest geschafft haben, hier noch ein paar Impressionen und Anmerkungen:

- Klangstadt hat am Freitag eine Spitzen-Show abgeliefert. Großartige Stimmen und starke Musiker haben für einen wunderbaren Abend gesorgt.
- Die Titelmelodie der Gummibärenbande gespielt von einer Blaskapelle bringt sogar gestandene Männer dazu, in Erinnerungen zu schwelgen und mitzusingen. Wir waren echt verwundert wie viele den Text auswendig konnten.
- Wer Jason und Liam nicht live gesehen hat, weiß leider auch nicht welche super Jugendarbeit beim Tambourcorps Neuwerk geleistet wird. Die beiden Jungs hatten als jüngste Majore (5+6 Jahre alt) Ihr Corps unter Kontrolle.
- DJ Yeti noch nie Live erlebt? Dann kann man auch nicht nachvollziehen warum 50 Mann bei über 35 Grad Macarena tanzen und sich dann noch zu „Kapitän Willis“ Piratentanz bewegen.
- Kalte Getränke bekommt man übrigens immer dann, wenn ein Kellner weiß, was er zu tun hat. Beim Team Gerhards war man daher bestens aufgehoben.
- Genauso aber auch bei den Schaustellern draußen auf dem Platz, die mit Temperaturen bis 50 Grad (ja so warm wird es in einem Imbiss) zu kämpfen hatten und trotzdem immer für die Besucher da waren.
- Die Zirkus-Show der Familie Bügler war übrigens hervorragend und die Kinder hatten genauso viel Spaß wie die Schützen im Zelt.
- Das kostenlose Eis von unserem König hat sicherlich allen geschmeckt. Das kann gerne ins Programm aufgenommen werden.
- Der Wortgottesdienst am Sonntag war nicht nur eine erholsame Rast inmitten des Schützenfestes, er war das, was wir mit Glauben in unserem Leitsatz Glaube-Sitte-Heimat betiteln. Das Ganze begleitet von Cantica Nova. Tolle Stimmen, die hoffentlich auch im nächsten Jahr wieder dabei sind.
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Es gibt sicherlich noch viele weitere Dinge zu benennen, die leider allzu viele verpasst haben. Wenn das Brot eines Künstlers der Applaus ist, dann ist wohl die Anzahl der Besucher der Lohn eines Ehrenamtlers, der zwölf Monate Arbeit investiert, um anderen eine Freude zu machen. Um in diesem Bild zu bleiben sei abschließend gesagt, dass wir in diesem Jahr wohl ohne großen Lohn auskommen müssen. Aber wir lassen uns nicht entmutigen und machen weiter.

Für unsere Heimat Hardterbroich, für unseren Verein und für ein Schützenfest 2020.


Marcel Sturm
Mitglied des Vorstands


Marcel


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